Ruta Cuarenta

Am Ende unserer Stadtflucht stand doch wieder ein Städtchen: Cachi, quasi hinter sieben Bergen westlich der Großstadt Salta gelegen, entpuppte sich als beschauliches Örtchen mit kolonialem Charme – zumindest wenn man die zentrale Plaza nicht verließ. In der dort gelegenen gemütlichen Wein-Bar gab es neben einem vorzüglichen Roten auch kostenfreies Internet und eine gute Gelegenheit, Geld zu tauschen. Denn das ortsansässige Geldinstitut, wenn es denn mal wieder geöffnet hatte, war stets von Einheimischen dicht bevölkert. 

Um unseren Bewegungsdrang zu stillen, wurden auch mal wieder die Wanderschuhe aus den Untiefen der Schuhablage hervorgekramt. Ziel war ein sattgrünes, weil wasserreiches Tal in der Nähe von Cachi, an dessen Eingang uns ein freundlicher Taxifahrer gebracht hatte. Wegweiser oder Wanderkarten sind in dieser wundervollen Gegend übrigens nicht zu erwarten, denn hier wandert einfach sonst niemand. Desto erfreuter waren wir ob der wunderbaren Wechsel zwischen idyllischem Wasserlauf und kakteenbestandener Einöde. Der schneebedeckte Berg auf den Bildern ist der Nevado de Cachi, mit 6380 m einer der ganz Hohen. 

Doch nun lockte ein richtiges Abenteuer: Um weiter in den Süden vorzudringen, lag ein fast 160 Kilometer langes, unbefestigtes Teilstück der berühmten Ruta 40 vor uns. Die »Ruta Cuarenta« gilt als die längste Straße der Welt und ist damit 1000 Kilomter länger als die Route 66 in den USA. Die Cuarenta hat eine Länge von 4885 km, davon sind ca. 2300 km unbefestigt, bestehen also Schotter, Sand und Geröll. Eine die Reifen und Stoßdämpfer schonende Fahrweise gibt es hier nicht. Zu langsam hieße, möglicherweise die Kabine samt Betten und Töpfen zu verlieren, zu schnell lockert sämtliche Schraubverbindungen existenziell. Denn tückisch sind nicht die Steine, sondern die so genannten Wellblech-Passagen, die man am besten mit 40-50 km/h überfährt und die einem das Gefühl geben, von einer Wäscheschleuder alter DDR-Bauart durchgeschüttelt zu werden. 

Wieder bewahrheitet sich einer unserer Lieblingssprüche: »Je schlechter der Weg, desto schöner die Landschaft«. Hinter jeder Kurve verbirgt sich ein neues Naturwunder: Felsen in allerlei Formen und den Geologen begeisternden Schichtungen, Flüsse mit sattem Grün oder wieder Sandwüsten mit sukkulenter Vegetation. Davon mal abgesehen war die Straße selbst ein Erlebnis, einspurige Brücken oder Felsentore waren für Hägar ein großes Abenteuer, das er übrigens schadlos überstanden hat. Hoffen wir zumindest…

Seit gestern sind wir nun in Cafayate, Kennern argentinischer Rotweine ist dieser Ort sicher ein Begriff. Bereits die letzten Kilometer vor Erreichen des Örtchens gibt es nur noch Weinstöcke und Weingüter. Und auch der Ort selbst lebt vom Wein, es gibt mehr Weinhandlungen als Lebensmittelgeschäfte; und auch die Zahl der Touristen ist spürbar höher. Wir haben übrigens nicht vor, alle vor Ort produzierten Weine zu verköstigen – obwohl das sicher eine gute Idee wäre. 

Irgendwie haben wir gehört, dass es in Deutschland nun etwas kühler und vor allem regnerischer sein soll. Bei über 30 Grad im Schatten hierzulande ist das eine erfrischende Vorstellung. Morgen sollen es fast 40 Grad werden – und das nennen die hier Frühling!! Deswegen haben die Einheimischen auch immer noch eine Jacke an und im Schwimmbad fehlt noch das Wasser.

Eine Antwort auf „Ruta Cuarenta“

  1. Hallo meine Lieben. Schnell ein paar Liebe Grüße aus der Heimat. Das Wetter ist im Moment ein wunderschöner Herbstbeginn mit so 20Grad. Eure Dokumentation verfolge ich immer zu und bin begeistert. Irgendwie bewundere ich euch schon und bin auch ein wenig neidisch. Also bleibt schön gesund und streichelt euer Auto ab und zu mal. Der leistet schon gewaltiges.
    Lg Bettina

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