Überraschungspaket

Cochabamba, die drittgrößte Stadt Boliviens, ist für uns eine echte Überraschung. Auf einem  ersten Spaziergang ins 7 Kilometer entfernte Zentrum kamen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus. Zum einen, weil nämlich autofreier Sonntag war und wirklich kein einziges Fahrzeug auf den Straßen zu sehen war. Zum anderen, weil sich das äußere Stadtzentrum als modernes Viertel präsentierte, das vor allem in punkto Sauberkeit glänzen kann. Die Bewohner Cochabambas feierten den Día de Peatón als ausgelassenes Volksfest mit Verkaufsständen, Musik, Tanz und vielen sportlichen Aktionen. Alle waren irgendwie auf den Beinen und genossen es, mitten auf den Avenidas spazieren zu gehen, wo sonst der Verkehr brüllt und stinkt. 

Wir campieren auf der Grünfläche eines Hostals in einem der Außenbezirke der Stadt. Vor allem ist es ein richtiger Glücksgriff für uns, dass es im Aufenthaltsraum einen Flügel gibt, der natürlich nicht lange stillstehen darf und von Stefan mehrmals täglich traktiert wird. Am zweiten Abend gibt es ein Konzert für und mit der Familie des Eigentümers, dessen drei Töchter alle Klavier spielen.

Hägar hat Ruhepause, denn für die Trips zu den Sehenswürdigkeiten nehmen wir den Bus. Auf unserer Linie verkehren mit Liebe erhaltene und gestaltete Oldtimer der Marke Dodge, die uns in gemütlichem Tempo ins Zentrum manövrieren. 

In der Altstadt präsentiert sich ein Kloster, dessen Ursprung bis ins Jahr 1550 zurückgeht. Derzeit dienen fünf Nonnen ihrem Gott, sie leben in einem neueren und nicht öffentlich zugänglichen Bereich, während das ursprüngliche Kloster in den letzten Jahren aufwändig restauriert wurde.

Jeder kennt die berühmte Christus-Statue in Rio de Janeiro, was aber kaum jemand weiß, ist dass diese zwar die bekannteste aber schon lange nicht mehr die höchste ist. Ende der 90er Jahre hat man in Cochabamba anlässlich eines Papstbesuches eine noch höhere gebaut. Sie ist 34 Meter hoch, mit Sockel wiegt die bolivianische Version über 2200 Tonnen und misst 40 Meter. Jedoch musste diese Betonstatue ihren Status 2010 eine in Polen gebaute Statue abgeben. Wir fanden es dennoch beeindruckend und haben die weithin sichtbare Figur besucht. Der Blick über die Stadt, deren Größe man aus der Höhe erst ermessen kann, ist wirklich beeindruckend. 

Einer der zur damaligen Zeit reichsten Männer der Welt, der sein Geld mit dem Abbau von Zinn gemacht hat, ließ 1927 einen Palast errichten, der wie nichts anderes das goldene Zeitalter des Bergbaus in Bolivien symbolisiert. Obwohl Simón Patiño selbst nie in dem Palais wohnte, wurde es mit den kostbarsten Materialien der damaligen Zeit ausgestattet. Im Größenwahn wurden die Außenanlagen Schloß Versailles und das Spielzimmer der Alhambra in Grenada nachempfunden. Die Vorlagen für die Eingangshalle lieferte kein Geringerer als der Vatikan. Im übrigen hat Simón Patiño seinen Reichtum nicht nur für sich genutzt, er gründete Krankenhäuser, Schulen und Universitäten – da könnten sich so manche heutigen Milliardäre ein Scheibchen abschneiden. 

Bei so vielen Schätzen, die diese Stadt für uns zu bieten hat, konnten wir nicht umhin, einige Tage hier zu verbringen. Voller Eindrücke werden wir uns morgen auf den Weg machen, neugierig ob weiterer Überraschungen. 

2 Antworten auf „Überraschungspaket“

  1. Liebe Silke und lieber Stefan,
    Cochabamba hat uns auch sehr gut gefallen. Wir besuchten den riesigen Wochenarkt am Sonntag und natürlich den alles überragenden Jesus. Im Gegensatz zu euch hatten wir aber leider nicht so viel Zeit, um richtig in die Stadt einzutauchen. Genießt die netten Menschen, verrückten Früchte und die vielen Farben Boliviens! Alles Liebe von Alex und Anni gerade aus Buzios in Brasilien

  2. hallo Ihr Beiden,
    bei den schönen bunten Stadtbildern muß ich einen Kommentar
    schreiben.Ich hatte mich schon gewundert,wie Stefan es ohne Klavier aushält,toll mit so begeisterten Mitspielern.
    Herzliche Grüße von der kalten Ostsee.

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